Mein Leben

Kurt Brei wurde 1960 in Altshausen geboren.

In den ersten 16 Lebensjahren konnte Kurt Brei sehen, wie die meisten von uns. Da waren keinerlei Einschränkungen, keine Brille störte bei Sport und Spiel und das Sehenkönnen gehörte so selbstverständlich zum Alltag wie die Luft zum Atmen. Ein ganz normales, völlig unspektakuläres Leben also bis zu dem Tag, an dem sich Alles ändern sollte.

Es war der 3. Juni 1977. An diesem Tag bestand der ältere Bruder seine Führerscheinprüfung, die er mit einem großen Fest feierte. An dessen Ende machte er seine Jungfernfahrt, begleitet vom jüngeren Bruder Kurt.

Geendet hat sie in einer Linkskurve und im mehrmaligen Überschlagen des Autos, aus dem der nicht angegurtete 16jährige Kurt durch die Windschutzscheibe hinauskatapultiert und gegen einen Baum geschleudert wurde. Resultat: ein eingeschlagenes und zertrümmertes Gesicht, herausgerissene Augen, Gehirnblutung mit Quetschungen, Schädelbasisbruch, zerstörte Hüfte, komplett gelähmte linke Seite, Blasenstockriß, völlige Amnesie und Langzeitkoma.

Es folgten unzählige Operationen und monatelange Klinikaufenthalte, bis Kurt Brei wieder ins Leben zurückgeschickt werden konnte. Aber es war ein anderes, ein völlig neues Leben, denn die Selbstverständlichkeit des Sehens konnten die Ärzte nicht wieder zurückholen. Kurt Brei war Blind.

Lange Zeit nach dem Unfall war ihm das nicht bewußt, denn durch den absoluten Gedächtnisverlust konnte er sich nicht mehr an das Sehen erinnern und somit hatte er es auch nicht vermißt. Erst als seine Bettnachbarn im Krankenhaus sich ganz offensichtlich über etwas amüsierten, was er nicht wahrnehmen konnte, ist ihm schlagartig bewußt geworden: Da fehlt etwas!

Da waren Dinge, die er weder hören, riechen oder fühlen konnte und die doch für die anderen um ihn herum zu existieren schienen. Was das ist, hat man ihm dann erklärt und erst da ist ihm klar geworden, dass ihm der Unfall das Sehenkönnen gestohlen hatte.

Es war ein Schock. Für Kurt Brei brach eine Welt zusammen.

Mit diesem Schock kam auch die Erinnerung an das Leben "davor" zurück, an seine Eltern und Geschwister, an das Haus, in dem sie gemeinsam lebten, an seine Tiere - und nichts und niemanden davon würde er jemals wieder sehen können.

Während des Komas hatte er ein Erlebnis, das von Fachleuten als "Nahtoderfahrung" bezeichnet wird. Für ihn stand fest, dass er das Paradies gesehen hatte und dass es nach dem Tod ein Weiterleben auf der "anderen Seite" gibt. Diese Erfahrung hat ihm den Glauben gebracht und dieser hat ihm geholfen, mit seiner Situation fertig zu werden, sie anzunehmen und als Aufgabe zu akzeptieren.

Mit diesem Akzeptieren ging er den ersten Schritt in sein neues Leben. Den zweiten macht er in einer Reha-Klinik, in der ausschließlich Menschen mit einer körperlichen Behinderung behandelt wurden. Dort traf er einen Rollstuhlfahrer, der zu ihm sagte: "Wenn du mich schiebst, dann sage ich dir, was ich sehe." Mit anderen Worten:"Gemeinsam sind wir stark." Ein Motto, das seinem künftigen Leben irgendwann voranstehen sollte.

Doch bis es so weit war, machte Kurt Brei eine Ausbildung zum Telefonisten, die er dann nach zwei Jahren mit der Note "sehr gut" abschloss. Um möglichst unabhängig zu sein, kaufte er sich einen Blindenführhund. Es war eine Schäferhündin mit Namen "Leda". Sie wurden sehr schnell ein unzertrennliches Team. Mit Leda tat sich die Welt für ihn auf, denn mit ihr konnte er endlich die Unabhängigkeit leben, die er so lange vermißt hatte.
Die Jahre gingen ins Land. Kurt heiratete, wurde Vater von Zwillingen, arbeitete in seinem Beruf und organisierte nebenher Blindenführhundevorführungen, ging in die Schulen, um die Kinder für Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren, ließ sich scheiden, heiratete erneut und wurde zum zweitenmal Vater.

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aus "Hulda IV" - Jahr 2000 - Daniela von Goddenthow -


A.S.M.

1989 gründete Kurt Brei die "Aktive Selbsthilfegruppe Miteinander für Behinderte und Nichtbehinderte e.V. Nagold".


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CDU

1999 wurde Kurt Brei Mitglied der CDU. Im gleichen Jahr wurde er in den Gemeinderat gewählt.


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